Garmin – Reifendruck-Kontroll-System (RDKS)

Für seit dem  01.11.2014 in der EU erstmals zugelassene Autos und Wohnmobile ist ein Reifendruck-Kontroll-System (RDKS) Pflicht. Diese Systeme überwachen als direkte oder indirekte Systeme während der Fahrt den Reifendruck:

Post von Garmin

schlichte, aber umweltfreundliche Verpackung

Während die direkten Systeme den Druck im Reifen messen und hierfür zusätzliche Sensoren benötigen, nutzen indirekte Systeme die Raddrehzahlsensoren (die Systeme wie ABS eh benötigen) um daraus einen eventuellen Druckabfall zu errechnen ( vereinfacht: niedrigerer Reifendruck = geringerer Raddurchmesser = höhere Drehzahl).

Was für Autos nun verpflichtend vorgeschrieben ist, kann auch am Motorrad durchaus Sinn machen:
Ein kleiner Nagel im Reifen, der während der Fahrt zu einem schleichenden Druckverlust führt, wird ohne RDKS gegebenenfalls nicht rechtzeitig bemerkt und man verliert irgendwann plötzlich die Kontrolle über das Motorrad.

Neben dieser lebensrettenden Funktion erfüllt das RDKS auch weniger spektakuläre Aufgaben. Richtiger Luftdruck senkt den Kraftstoffverbauch und verlängert die Lebensdauer des Reifens.
Doch gerade bei Motorrädern machen Bremsscheiben, Kette, Kardan und Auspuff die Luftdruckkontrolle zu einer oft friemeligen Arbeit. Von der ungünstigen Lage der Ventile ganz zu schweigen.
Obwohl alle 2 bis 4 wochen der Luftdruck kontrolliert werden soll, gehen die meisten Motorradfahrer viel zu nachlässig damit um.

GARMIN verzichtet auf Plastik

Papier statt Luftpolsterfolie. GARMIN geht einen fortschrittlichen Weg

Hier soll das GARMIN Reifendruck-Kontroll-System (RDKS) Abhilfe schaffen.
Zu einem Preis von 49,99 € pro Sensor können Besitzer eines GARMIN Zumo 390/590 ihr Motorrad mit einem RDKS aufwerten. Bis zu 4 Sensoren kann das System verwalten.
Die Bestellung übers Internet bei Garmin ist einfach und die Lieferung erfolgt schnell.
Positiv fällt auf, dass beim Verpacken keine einzige Plastikfolie verwendet wurde.

Als Füllmaterial kommt Papier zum Einsatz und auch die Sensoren befinden sich in Pappverpackungen. Nichts ist zusätzlich eingeschweisst oder kommt in überflüssigen Umverpackungen. Der hochwertige Eindruck sowohl der Verpackung als auch des Sensors leidet darunter nicht. Eine passende Batterie liegt jedem Sensor ebenso bei, wie auch ein Aufkleberset mit den Nummern von eins bis vier zur Beschriftung der Sensoren.
Die einzige Voraussetzung, die zur Montage des Systems erfüllt werden muss, ist das Vorhandensein von Metallventilen. Ob es sich dabei um abgeknickte Ventile oder senkrechte handelt, ist irrelevant. Da Garmin auf diese Voraussetzung vielfach hinweist – nicht zuletzt auf der Verpackung der Sensoren, sollte es keine unliebsamen Überraschungen geben. Da Ventile meist beim Reifentausch ersetzt werden, macht es auch nicht wirklich Sinn, Metallventile den Sensoren beizulegen.

GARMIN Reifendruck-Kontroll-System (RDKS)

Bis zu vier Sensoren können Zumo 390 / 590 verwalten

Die Einrichtung der Sensoren ist sehr einfach und dauert keine 5 Minuten.
Die Bedienungsanleitung ist leicht verständlich geschrieben.
Man wählt am Zumo die Option „Reifendruck“ und anschliessend das Fahrzeugprofil.
Man wählt die Nummer neben dem Reifen aus, mit dem der Sensor gekoppelt werden soll, legt die Batterie in den Sensor ein und wartet darauf, dass der Sensor sich mit dem Zumo koppelt.
Nach erfolgreicher Kopplung gibt man den empfohlenen Reifendruck am Zumo ein und den Mindestdruck, bei dessen Unterschreitung ein Alarm ausgelöst wird.
Den Sensor beschriftet man mittels Aufkleber mit der am Zumo ausgewählten Reifennummer.
Diese Prozedur wiederholt man für jeden Sensor.
Abschliessend tauscht man die Sensoren lediglich gegen die Ventilkappen am Reifen aus.

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Sauber und aufgeräumt – auch ohne zusätzliche Umverpackungen

Der größte Vorteil der Sensoren ist gleichzeitig auch ein Nachteil:
Da die GARMIN Sensoren im Gegensatz zu vielen anderen direkten Systemen bei Autos nicht auf der Innenseite der Felge montiert werden, sind sie jederzeit leicht anzubringen – aber auch leicht zu entwenden.
Bleibt zu hoffen, dass die Sensoren mit einer höhe von 21,8 mm und einem Durchmesser von 17,6 mm unauffällig genug sind, um keine Langfinger anzulocken.
Beim Reifenwechsel jedenfalls läuft dieses System keine Gefahr einer Beschädigung, da man es vorher in sekundenschnelle demontieren kann.

GARMIN gibt die Batterielebensdauer mit 300 Betriebsstunden an. Da der Sensor über eine automatische Abschaltung im Ruhezustand verfügt, bleibt abzuwarten, wie lange eine Batterie in der Praxis hält.

Garmin - RDKS

Auswahlmenü für das Fahrzeugprofil

Montiert habe ich die Sensoren am 04.04.2015 bei einem Tachostand von 63.500 KM.
Ich werde berichten, wie lange die Batterien ihren Dienst versehen, wie es sich mit der Kopplung von 4 Sensoren an 2 Motorrädern verhält und ob das System tatsächlich so praxistauglich ist, wie es sich in der Theorie liest.

Schon bei der ersten Fahrt wurde ich der Nachlässigkeit bei der Luftdruckkontrolle überführt:
2,3 / 2,7 Bar statt der empfohlenen 2,5 / 2,9 Bar. Während der Fahrt wurde es besser, der Luftdruck stieg durch die Reifenerwärmung um 0,1 Bar. Was gleich die nächste Frage aufwarf: Wird der Luftdruck am kalten oder warmen Reifen gemessen? Ein Blick in die Empfehlungen der Reifenhersteller gibt schnell Aufschluss: der Duftdruck wird am kalten Reifen gemessen. Da kommt gleich ein weiterer Vorteil des GARMIN Reifendruck-Kontroll-Systems zum Vorschein:

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Einfach den Sensor gegen die Ventilkappe austauschen.

Wer keinen Luftdruckprüfer sein eigen nennt und erst noch zur Tankstelle fahren muss, erwärmt seine Reifen bereits mehr oder minder stark und verfälscht somit das Messergebnis. GARMIN liefert die Ergebnisse bereits zeitnah (30 Sekunden) nachdem der Reifen bewegt und die Sensoren dadurch aus dem Standby geweckt wurden.

Nach den ersten Fahrten fiel mir auf, dass der Sensor des HInterreifens sehr oft kurzfrisitg ausfiel. Jeden Ausfall dokumentiert das Zumo mit einem „Sensor des Hinterreifens nicht verbunden“ Nach ein bis zwei Minuten fand die Kopplung zwar jedes Mal wieder statt, doch es nervt schon, wenn das System sich bis zu einem Dutzend mal auf einer Tagestour meldet. Als erstes habe ich die Batterie ausgewechselt. Das brachte leider keine Besserung, also habe ich die ursprüngliche Batterie wieder eingesetzt. Da das Problem immer nur am Hinterreifen auftauchte, vermutete ich einen defekten Sensor. Zur Überprüfung habe ich also die Kopplung gelöscht, die Sensoren an Vorder- und Hinterrad ausgetauscht, erneut gekoppelt und seitdem funktioniert das System einwandfrei.

Am 04.09 habe ich – genau fünf Monate und fast 32.000 KM nach der Installation – die Warnmeldung meines RDKS erhalten, dass die Batterie des Hinterradsensors schwach wird. Trotzdem lieferte sie bis zum Austausch am 09.09. noch genügend Strom um das System funktionsfähig zu halten. Die Batterie des Vorderreifens hielt noch 6 Wochen und 8.000 KM länger.

Garmin gibt eine Lebensdauer von 300 Stunden für die Batterie an. Bei einer Laufleistung von 32.000 KM und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 80 km/h (laut Zumo) liegt die Nutzungsdauer bei 400 Stunden. Andererseits hatte das System  ab 25.000 KM wieder unregelmässige Sensorausfälle am Hinterreifen („Sensor des Hinterreifens nicht verbunden“) Diese dauerten selten länger als eine und nie länger als 2 Minuten. Wen diese Ausfälle nerven, der wechselt die Batterie schon vor der Batteriewarnung durch das System. Der Vorderradsensor scheint aufgrund der geringeren Entfernung zum Zumo weniger Strom zu verbrauchen und auch die Ausfälle sind wesentlich seltener als beim Hinterrad.

Die Batterien BR1225 kosten zwischen 1,25 € und 2,50 € pro Stück. Die Folgekosten halten sich also ebenfalls in Grenzen bei der langen Lebensdauer.

 

FAZIT: Mit dem RDKS erhält man ein gutes System zur Luftdrucküberwachung der Reifen. Gerade diejenigen, die beim Luftdruck prüfen gerne mal nachlässig sind, gewinnen bei dem System. Das RDKS funktioniert ohne längere Ausfälle zuverlässig und stellt einen Sicherheitsgewinn dar. Die Kosten von 49,99 € pro Sensor sind zunächst recht happig, aber wer dadurch immer mit optimalem Luftdruck fährt, wird die Kosten bald herausgeholt haben, weil die Reifen länger halten. Auch beim Reifenwechsel ergeben sich durch das RDKS keine Probleme, da die Sensoren am Ventil sitzen und nicht auf der Reifeninnenseite. So ist auch der Batteriewechsel jederzeit möglich, ohne den Reifen zu demontieren. Ein rundherum gelungenes Produkt.

 

UPDATE  28.06.2017: Die Sensoren sind mittlerweile deutlich teurer geworden. Bei Garmin sind sie zum Stückpreis von 99,99 € erhältlich, andernorts kann man sie bereits für 68,90 € erhalten. Diesen Preis finde ich sehr hoch, jedoch bleiben die Vorteile des Systems bestehen.

Den zweiten Satz Batterien BR1225 tauschte ich vorne wie hinten bei Tachostand 134.000 KM aus, nachdem die Warnungen anfingen, die Batterie sei schwach (Lebensdauer des 2. Satzes: 31.000 KM / 10 Monate vorne, 39.000 KM / 12 Monate hinten). Bei den Batterien bin ich nun testweise auf CR1225 umgestiegen: Der 5er-Pack kostet im Angebot 2,99 € inklusive Versand, umgerechnet auf den Stückpreis also weniger als die Hälfte der günstigsten Variante BR1225 exklusive Versand. Der erste Satz CR1225 Testbatterien hielt vorne wie hinten 16.000 KM bzw 9 Monate. Aktuell habe ich am 28.06.2017 den zweiten Satz CR1225 bei Tachostand 150.000 KM montiert.

Link zur Webseite des Garmin Reifendruck-Kontroll-System (RDKS)

 

erstellt: 04.11.2015 / letztes Update: 28.06.2017